Die ältesten bekannten Süchtelner

Im Umkreis des Süchtelner Ortskerns gibt es viele jungsteinzeitliche Fundplätze und nördlich der Stadt fand man neolithische und eisenzeitliche Siedlungsreste ( Keramik ), wie zum Beispiel in Kirspel im Hagenbroich, wo auf sanftem Sandrücken eisenzeitliche Urnenfunde belegt sind.

Das älteste, mit Namen bekannte Volk, das unsere Heimat bewohnte, waren die Menapier, ein Zweig der Kelten, die, wie auch die benachbarten rechtsrheinischen Germanen der indo-germanischen Völkerfamilie angehören. Sie trieben Ackerbau und weideten auf den ausgedehnten Niederungswiesen ihr zahlreiches Vieh. Selten nur wohnten sie in zusammenhängenden Dörfern, vielmehr liebten sie es, sich in Einzelgehöften, im Gehölz versteckt, anzusiedeln. Diese lagen meistens auf den „Donken“, den langgestreckten, hügelartigen Anschwemmungen inmitten der Wasserläufe und Sümpfe. In der Süchtelner Gemeinde waren die Briemen- und die Boltendonk bekannt. Donken gibt es heute noch allenthalben in unserer Heimat ( Beispiel: Wachtendonk ). Am häufigsten ist die Benennung in der Niersniederung nachweisbar. Eine ständig sich wiederholende Begleiterscheinung der Donken waren die sogenannten „Broiche“ ( Brücher, Bruch, Sumpfland - Beispiel: Hagenbroich ).

Von den Menapiern wird uns berichtet, daß sie ein trotziges, auf seine Unabhängigkeit stolzes Volk waren. Endlose Sümpfe und Wälder schützten es vor feindlichen Angriffen ( Vgl.: Caesar – de bello Gallico ). Als eine heidnische Völkerschaft verehrten sie außer anderen Gottheiten eine Schutzgöttin, die Heel oder Hela ( in den christlichen Märchen als Frau Holle überliefert ) genannt wurde. Sie war die Beschützerin des häuslichen Herdes und die Menschen verdanken dieser milden Göttin, so war der Glaube der Alten, viel Gutes. Sie lehrte die Kunst des Spinnens und für die Tage der Krankheit ließ sie schmerzlindernde und heilende Kräuter wachsen. In dunklen Wäldern oder an einsamen Quellen lagen ihre Opferstätten. So scheint auch der Heiligenberg vor Irmgardis ein Opferplatz der Heel gewesen zu sein. Er hieß nämlich früher Heler- oder Helderberg. In den ältesten Urkunden wird Süchteln als Suthele oder Suphtele bezeichnet, was eine direkte Ableitung von „Heel“ zuläßt. In der zweiten Hälfte ist der Name Heel ( sut-hele ) unschwer wiederzuerkennen. Ebenso ist unser heutiges Wort „heilen“ ( durch das altgotische helian oder heiljan ) mit dem Namen der Göttin Heel verwandt. „Suht“ oder „ Suft“ bedeutet in der altgotischen Sprache Krankheit, Siechtum und Sucht. Der Name Suthele belegt, das hier in vorchristlicher Zeit eine Verehrungsstätte der krankenheilenden Heel war.

Wie andere Völkerschaften, so teilten auch die Menapier das Land in Gaue ein. Gau hat wohl die Bedeutung von gehen, begehen oder umgehen, weil anscheinend bei der Besitzergreifung des Landes, als auch späterhin die Grenzen des Gaues durch Umgehen festgelegt wurden. Unsere Heimat wurde dem Mülgau zugerechnet. Der Name erklärt sich aus dem keltischen, wonach mul soviel wie Wasser bedeutet. So erhielt die hiesige Gegend wegen der vielen Sümpfe und weitverzweigten Wasserarme den Namen „Mülgau“ ( Wassergau ). Seine Grenzen hat man folgendermaßen festgestellt: Er reichte nördlich an den Hattuariergau, so daß wahrscheinlich noch ganz Geldern, sicher aber der südliche Teil, Straelen einschließlich, dazu gehörte. Im Osten schied ihn ein alter Rheinarm, vom Kliedbruch nach Neuß zu, vom Keldachgau. Südlich stieß der Mülgau an den Nievenheimergau mit den Grenzorten Mülfort bei Odenkirchen und Gierath. Im Westen war die Maas die Grenze.

Wie der Name Mülgau als ein Wassername gedeutet wird, so wurden auch seine Bewohner nach dem keltischen mel und apa, welches wie das erstere Wasser bedeutet, „Menapii“, die Bewohner des Wasserlandes genannt. Süchteln mit seinem Helderberg und der Quelle war der religiöse Mittelpunkt ihres Landes.

Ähnlich sahen die vereinzelten Gehöfte der Menapier im Mülgau aus.

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